Warum gerade der Wakhan Korridor als Zielgebiet?
Der Wakhan Korridor, besonders der afghanische Pamir, ist eines der wenigen verbliebenen Gebiete auf dieser Welt, das uns eine faszinierende Kombination aus ursprünglicher Natur, unberührte Kultur, unerforschten Tälern und unbestiegenen Bergen bieten kann.
Die sportliche Herausforderung zu suchen, persönliche Grenzen auszuloten als auch räumliche Grenzen zu überschreiten um das Ungewisse zu erforschen – das ist es was uns antreibt. Es sind
gerade die Erstbesteigungen namenloser Berge – die Entdeckung des Unbekannten über neue Wege anstatt ausgetretenen Pfaden zu folgen - dies übt einen unwiderstehlichen Reiz auf uns
aus.
Dies in Verbindung mit fremden Ländern und Kulturen – den Wakhi und kirghisischen Nomadenstämmen, wo jahrhunderte alte Bräuche und Traditionen noch gelebt werden, in einem Land, das durch über 30 Jahre Krieg zerrüttet wurde, ohne nenneswerte Infrastruktur, weit entfernt von jeglichem modernen Lebensstandard – genau dort wollen wir durch unsere filmische Dokumentation zeigen, dass es auch eine andere Seite Afghanistans gibt. Eben nicht nur die einseitige Medienberichterstattung sondern ein friedliches Afghanistan mit dem ursprünglichen Wakhan Korridor und seinen Bewohnern.
Vielleicht hilft dies, den langsam wieder aufkommenden Berg- und Expeditionstourismus zu stärken, um in naher Zukunft wieder an die "goldenen Zeiten" Afghanistans anzuknüpfen.
Genehmigungen, Bestimmungen, Visa…
Die Expedition führt von Tajikistan in den afghanischen Wakhan Korridor. Für beide Länder benötigen wir Visa. Um in den Süden Tajikistans zu kommen bedarf es einer weiteren Genhemigung, der GBAO Permit. Diese kann gleichzeitig mit dem Visum oder bei Ankunft in Dushanbe beantragt werden.
Die Badakshan Tourismusbehörde bietet Einladungsschreiben, die als Zusatz bei dem Visumantrag für Afghanistan benötigt werden. Zusätzlich zu dem Visum ist eine lokale Genehemigung notwendig. Unsere beiden Teammitglieder Malgorzata Skowronskaund Sarah Sheridan sind durch ihre Reise im Sommer 2011 mit dem Registrierungsprozess zum Erhalt der lokalen Genehmigung bei Ankunft in Iskashim bestens vertraut. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden für das Bergsteigen in Afghanistan mit Ausnahme des Noshaq keine Genehmigungen verlangt.
Für unsere geplanten Luftaufnahmen müssen zusätzlich Genehmigungen für die Gleitflüge eingeholt werden. Unsere Kontakte in Kabul und der Region werden uns helfen die notwendigen Genehmigungen von dem lokalen Kommandeur bereits vor unserer Ankunft zu erhalten.
Anmarsch:
Die Expedition beginnt in Dushanbe, Hauptstadt Tajikistans. Von hier fahren wir 524km mit dem Jeep nach Khorog, die letzte größere Siedlung vor der afghanischen Grenze. Diese Überscheiten wir nach weiteren 104km in Ishkashim. Wir folgen dem Flusslauf des Panj bis zum Pamirknoten, dem Zusammenfluß von Pamir und Wakhan, kurz hinter Qala Panja. Entlang des Wakhan Flusses führt uns der Weg bis Sarhad-e Boroghil, dem Endpunkt der Jeeppiste nach 200km. In Boroghil beginnt unser Trek durch die Hochebene des kleinen Pamir bis zum Zusammenfluß von Wakhjir und Bozai Darja. Weiter geht es in das konstant über 4.000m gelegene Hochtal um in den Seitentälern am Fuße der Gletscherzunge das erste Basislager aufzubauan.
Die Besteigung von „Afghanistan’s Secret Peaks“ kann beginnen.
Warum sind diese Berge noch unbestiegen?
Seit den 60er Jahren zog es Bergsteiger in den Hindukush und afghanischen Pamir. Dabei lag das Hauptaugenmerk dieser „goldenen Jahre“ des Bergsports in Afghanistan auf den spektakulären Erstbesteigungen der höchsten Berge, wie dem Noshaq und weiteren 7000ern, gefolgt von hohen 6000ern wie Baba Tangi. Entsprechend der Erreichbarkeit von West nach Ost entlang des Hindukush langsam in den hohen Pamir. Nach 1978 brachte der Einmarsch der Russen und die folgenden Jahre des Bürgerkriegs den Bergsport in Afghanistan für fast 25 Jahre zum erliegen.
Erst 2003 führte Mountain Wilderness die erste Expedition auf den Noshaq durch und damit zur Wiedereröffnung Afghanistans für den Bergsport. Erst langsam kehren Pioniere wie Pinelli und Predan, in Form von selbstorganisierten Kleinstexpeditionen, zurück. Ihre Aufzeichnungen sind in dem Buch "Peaks of Siver and Jade" festgehalten.
Die Bevölkerung - Wakhi und kirghisische Nomadenkultur:
Im Wakhan Korridor leben mehrheitlich die Wakhi mit ihren Siedlungen entlang des Panj und Wakhan Fluß. Die Wakhi sind Ismailiten, eine schiitische Religionsgruppe mit ihrem spirituellen Oberhaupt, dem Aga Khan.
Weiter im Osten, auf dem Hochplateau des kleinen Pamir erlaubt die Höhe (konstant über 4.000m) keine das Jahr durchgehende Besiedlung mit Ackerbau und zwingt seine Bewohner zu einem Leben als Nomaden. Hier sind vorwiegend kirghisische Nomadenstämme mit ihren Yurten anzutreffen, die ihre Viehherden auf die Hochalmen treiben. Es ist gerade diese Isolation, die zu dem Erhalt ihrer ursprünglichen Kultur geführt hat, in der die jahrhunderte alten Traditionen und Bräuche noch aktiv gelebt werden.